Frühlingskonzert 2024
Sonntag, 26 Mai 2024, 17:00 Uhr, BlumensteinMusiker
- Muriel Cantoreggi, Violine
- Erika Schutter, Violine
- Jürg Dähler, Viola
- Hannes Bärtschi, Viola
- Patrick Demenga, Cello
- Mirjana Reinhard, Cello
Programm
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Luigi Boccherini (1743-1805)
Streichquintett in E-Dur, Op. 11 Nr. 5- Amoroso
- Allegro con spirito
- Minuetto. Trio
- Andante
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Antonín Dvořák (1841 – 1904)
Streichsextett in A-Dur, Op.48- Allegro - Moderato
- Dumka. Poco allegretto
- Furiant. Presto
- Finale: Tema con variazioni
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Johannes Brahms (1833 – 1897)
Streichsextett Nr.1 in B-Dur, Op. 18- Allegro ma non troppo
- Andante ma moderato
- Scherzo. Allegro molto . Trio
- Rondo. Poco allegretto e grazioso
Das Streichquintett in E-Dur, Op. 11-5 wurde 1771 von Luigi Boccherini komponiert, der sich zu dieser Zeit als »compositore e virtuoso di camera« in den Diensten von Don Luis, Bruder des spanischen Königs, befand. Am Hof stand ihm das Font-Streichquartett zur Verfügung, das er für die Komposition seiner beiden Serien Op. 10 und Op. 11 zu einem Quintett erweiterte. Boccherini, selbst ein begnadeter Cellist, fügte eine zusätzliche Cellostimme hinzu, überraschend unterschiedlich zur gewohnten klassischen Streichquintett Besetzung mit zweiter Bratschenstimme. Auch in ihrer Klanglichkeit kontrastieren die Quintette zur klassisch deutschen motivisch-thematischen Arbeit, mit folkloristischer Inspiration und südländischer Gesanglichkeit.
Ähnlich dem Frühling erwacht das Streichquintett in E-Dur zögerlich mit einem Amoroso, ein liebliches Andante mit zahlreichen klanglichen Überraschungen und einem zwitschernd duettierenden Mittelteil. Das eigentlich anfangs zu erwartende Allegro folgt dem lieblichen Einstieg con spirito, mit viel Feuer und südländischem Esprit. Die wunderbar leichte, frohlockende Melodie des Menuetts ist ein veritabler Ohrwurm, wohl vielen durch seine unzähligen Arrangements und Filmmusikbearbeitungen bekannt. Abgerundet wird das Quintett von einem kapriziösen Rondo.
Nach ihrem ersten Kennenlernen 1853 lobte Schumann den zwanzigjährigen Brahms in einem Artikel der Leipziger Neue Zeitung für Musik überschwänglich als den Komponisten, der «den höchsten Ausdruck der Zeit in idealer Weise auszusprechen» vermag. Mit dem Anspruch, den schwärmerischen Worten Schumanns gerecht zu werden, sortierte der bereits zuvor besonders selbstkritische Brahms seine Kompositionen rigoros aus. Nicht veröffentlichungswürdige Kompositionen wurden vernichtet, die publizierten später mitunter verurteilt.
So beschrieb Brahms auch das 1860 verfasste Streichsextett Nr.1 in B-Dur, Op. 18 später etwas abwertend als «langes, sentimentales Stück», da er es als zu ungehemmt schwärmerisch und von überquellender Emotionalität empfand. Doch genau diese melodische Schönheit fand grossen Anklang: Das Sextett markierte einen Wendepunkt und führte nach dem Scheitern seines ersten Klavierkonzerts zu einer breiten Anerkennung seines kompositorischen Könnens. Der grosse Erfolg war auch dem reizvollen üppigen Klang der Streichsextett Besetzung zu verdanken. Diese ermöglicht den atypischen melodischen Einstieg des Cellos im tänzerischen ersten Satz mit einer harmonisch vollen vom zweiten Cello getragenen Begleitung und die fast orchestrale Klangfülle über das ganze Werk. Formal nach klassischem Vorbild versetzt uns der ländliche, sorgenfreie Klang mit seinen volksliedhaften und teilweise ungarisch anmutenden Melodien in frühlingshafte Urlaubsstimmung. Zeuge eines zu dieser Zeit auf Reisen dem Rhein entlang unbeschwerten Brahms.
Auch Dvořák muss sich wohl in einer von Hochgefühl und Euphorie erfüllten Stimmung befunden haben, als er das Streichsextett in A-Dur, Op.48 1878 in nur zwei Wochen niederschrieb. Die begeisterte Besprechung seiner zuvor veröffentlichten Slawischen Tänze vom bekannten Musikkritiker Louis Ehlert löste einen förmlichen Ansturm auf die Musikalienhandlungen aus und machte den kaum bekannten Dvořák quasi über Nacht zu einem renommierten und geschätzten Komponisten.
Es war in diesen bewegten Monaten, dass Dvořák sein Streichsextett in A-Dur schrieb, welches deutliche Zeichen seines zu dieser Zeit betont böhmischen Kompositionsstils aufzeigt. Die folkloristischen Einschläge und Dvořáks Stärke, eingängige Melodien zu erfinden, die bereits nach einmaligem Hören ein vertrautes Gefühl hervorrufen, zeigen sich im Streichsextett in vielen Facetten: der Beginn des ersten Satzes mit seinem melancholisch singenden, liedhaften Thema und die Dumka mit ihrem Wechsel zwischen sanft-traurig, ganz schwermütig und leichteren Stimmungen. Dagegen der dritte Satz Furiant als elegantes, aber veritables Scherzo und das Finale mit seinem fast trauermarschartigen Beginn, das sich in einem weitläufigen Accelerando zu einem immer lebhafteren, tanzenden Scherzando steigert.