Winterkonzert 2025
Sonntag, 19 Januar 2025, 17 Uhr, BlumensteinMusiker
Programm
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Johannes Brahms (1833 – 1897)
Sonate für Klarinette und Klavier in Es-Dur Op. 120 No.2- Allegro amabile
- Allegro appassionato
- Andante con moto
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Thomas Demenga (*1954)
EFEU für Cello solo
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Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Klarinettentrio in B-Dur, Op. 11 «Gassenhauer-Trio»- Allegro con brio
- Adagio con espressione
- Thema con variazioni. Allegretto
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Jörg Widmann (*1973)
Nachtstück für Klarinette, Cello und Klavier
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Alexander Zemlinsky (1871 - 1942)
Klarinettentrio in d-Moll, Op. 3- Allegro ma non troppo
- Andante
- Allegro
Der eigentlich zur Beendung seiner Kompositionstätigkeit bereite Brahms war vom autodidaktisch erarbeiteten virtuosen Können des Klarinettisten Richard Mühlfeld derart beeindruckt, dass er sich zu vier weiteren Kompositionen inspirieren liess. Neben dem Klarinettentrio und -quintett von 1891 gehörten dazu auch die beiden 1894 komponierten Klarinettensonaten Op. 120. Anders als die drei melancholisch von düsteren Mollklängen beherrschten Werke ist die letzte Sonate Nr. 2 in Es-Dur von einer heiteren und gelösten Klarheit. Die beiden Instrumente wechseln sich musikalisch vorerst ab, als würden sie sich aufmerksam zuhören, bevor sie in ein von Echos und Imitationen getragenes, intimes und angeregtes Gespräch münden. Als «Abschiedswerk» wendet sich die Sonate von zu grossen Gesten und ausgefallenen Gemütsbewegungen ab, hin zur Reduktion aufs Wesentliche, zur melodiös lyrischen und süss gesanglichen Perfektion der Einfachheit.
Als Pflichtstück für den Grand Prix Emanuel Feuermann, einen internationalen Cello-Wettbewerb, komponierte der berner Cellist Thomas Demenga 2010 das Stück EFEU für Violoncello solo. Der Titel verweist zugleich auf den geehrten Cellisten wie auch auf die Wirkung des Stückes, in dem sich die Klänge wie wilder Efeu rankend und schlingend aus dem Cello treiben.
Dass Ludwig van Beethoven sich von der Unterhaltungsmusik seiner Zeit zu einem Werk inspirieren liess oder gar eine auf allen Gassen gesungene Melodie in seinen Kompositionen zitierte, war äussert selten. Nicht nur die ungewöhnliche Besetzung des Klarinettentrios in B-Dur, Op. 11, für die Beethoven nur ein Stück original komponierte, war dem Klarinettisten Joseph Beer zu verdanken. Es war ausserdem seine ausdrückliche Bitte, dass Beethoven im sogenannten «Gassenhauer-Trio» das Finalthema dem Terzett Pria ch’io l’impegno von Joseph Weigl, dem populärsten Wiener Opernkomponisten um 1800, entlehnte. Doch wie es von Beethoven zu erwarten ist, verwandelte er die Schlagermelodie in brillant kunstvolle, komplexe und doch eingängig verspielte Musik. welche laut den zeitgenössischen Kritikern nach dem Druck 1798 «die faden Leyersachen von öfters berühmteren Männern weit hinter sich zurückliess».
Der als Solist gefragte und gerühmte deutsche Klarinettist, Jörg Widmann widmete sich in seiner kompositorischen Arbeit diversen Genres und Besetzungen, von grossen Orchesterwerken und Opern zu kammermusikalischen Kompositionen. Das Nachtstück für Klarinette, Cello und Klavier ist eines seiner ersten Werke. Es wurde 1998 in Dresden, uraufgeführt. Sich zunächst nur tastend und zögernd annähernd, unterbrechen die drei Instrumente nächtlich sensible, empfindsame Klänge mit überraschenden Eruptionen und nervös trillernden Momenten, die nach einem an eine Spieluhr erinnernden Klaviersolo mit einem ausdrucksvollen Glissando in einem hauchenden Unisono schliessen.
Alexander Zemlinsky nahm einen Kompositionswettbewerb des Wiener Tonkünstlervereins zum Anlass, das Klarinettentrio in D-Moll, Op. 3 zu verfassen. Die Wettbewerbe zählten zu den festen Grössen im Wiener Musikleben; die Ausschreibung 1896 rief alle österreich-ungarischen Komponisten dazu auf, ein kammermusikalisches Werk mit mindestens einem Blasinstrument einzureichen. Anzahl der Instrumente und die weitere Besetzung waren frei zu wählen. Beim Aufruf nach einem Stück mit dieser Besetzungsanforderung war der Einfluss Brahms’, Ehrenpräsident des Tonkünstlervereins, nicht zu verkennen, hatte er doch eben in dieser Werkkategorie seine meisterlichen Klarinettenwerke beigesteuert. Mit dem Motto «Beethoven» legte Zemlinsky ein Trio vor, das in der ungewöhnlichen Instrumentenkombination Klavier, Klarinette, Violoncello breite und reizvolle klangfarbliche Möglichkeiten bot – was auch Beethoven, wie Brahms bereits bewiesen. Auch bei der musikalischen Sprache dieser spätromantischen Musik mit expressiven Momenten und dramatischen leidenschaftlichen Ausbrüchen ist der Brahms Einfluss beträchtlich.