Herbstkonzert 2024
Sonntag, 27 Oktober 2024, 17 Uhr, BlumensteinMusiker
Programm
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Johann Carl Eschmann (1826-1882)
Im Herbst, Fantasiestücke Op.6 für Horn und Klavier- Allegro moderato
- Ständchen am Abend
- Herbstgefühle
- Allegro vivace
- Intermezzo
- Zur Weinlese
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Johannes Brahms, Robert Schumann und Albert Dietrich (Gemeinsame Komposition)
F.A.E Sonate für Geige und Klavier- Allegro (Albert Dietrich)
- Intermezzo. Bewegt, doch nicht zu schnell (Robert Schumann)
- Allegro (Johannes Brahms)
- Finale. Markiertes, ziemlich lebhaftes Tempo (Robert Schumann)
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Jean-Luc Darbellay (*1946)
Ori für Violine und Horn
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Johannes Brahms (1833 – 1897)
Horn Trio in Es-Dur, Op.40- Andante
- Scherzo
- Adagio mesto
- Allegro con brio
Die sechs Fantasiestücke «im Herbst» Op. 6 zählen zu den bekanntesten Werken von Johann Carl Eschmann und gehören ins Repertoire jedes Hornisten. Der Kompositionsstil des aus Winterthur stammenden Eschmann gilt als eher konservativ mit einigen Einflüssen aus der Neudeutschen Schule und wurde von seinem Lehrer Mendelssohn und dessen Zeitgenossen, Schubert und Schumann, geprägt. Er war zu seiner Zeit in Musikerkreisen angesehen und pflegte Bekanntschaften mit führenden Komponisten wie Wagner, der ihm eine Serenade widmete und Brahms, der als guter Freund zu seinen grössten Bewunderern zählte.
Als der Geiger Joseph Joachim 1853 für ein Konzert nach Düsseldorf reiste, überraschten ihn Robert Schumann, Johannes Brahms und Albert Dietrich mit der F-A-E Sonate für Geige und Klavier, eine sowohl konzeptuell wie thematisch aussergewöhnliche kompositorische Zusammenarbeit. «In Erwartung der Ankunft des verehrten und geliebten Freundes» verfassten die Komponisten eine Sonate, der die drei Töne F-A-E als thematisches Material zugrunde lag. Eine Tonfolge, die sich gleichzeitig in der Widmung, wie im Lebensmotto des Widmungsträgers »Frei, aber einsam« widerspiegelt. Sowohl bei Dietrich, der den Kopfsatz übernahm, und bei seinem Lehrer Schumann, der die Sätze zwei und vier verfasste, ist die Tonfolge gut erkennbar. Das Intermezzo und Finale Schumanns sind romantisch-schwelgerisch und die rhythmische Eintönigkeit im Finale typisch für seine späten Werke. Im Gegensatz dazu der dritte Satz aus der Feder Brahms’: ungestüm, wild und gespenstisch versteckt Brahms die Tonfolge geschickt und zitiert das Hauptthema Dietrichs auf raffinierte Weise in vielen tonartlichen Gestalten. Zu dieser Klangwelt lässt er sich von einer Romanfigur von E.T.A. Hoffmann inspirieren, die ihn mit ihrem nervösen, reizbaren und schauerlichen künstlerischen Charakter als Alter Ego diente. Erst 100 Jahre später, in 1953 wird die Sonate veröffentlicht.
Jean-Luc Darbellay, ein aus Bern stammender Arzt, Komponist, Dirigent und Klarinettist, gehört zu den einflussreichsten zeitgenössischen Komponisten der Schweiz. Er komponierte das Stück Ori für Violine und Horn 2007 für seine beide Kinder Noëlle-Anne und Olivier. Das elfminütige höchst expressive Stück wirkt wie ein klanggewordenes Gravitationsfeld und bezieht sich mit seinem Namen auf das Sternbild Orion. Beteigeuze, Orions sogenannter Schulterstern und Kraftzentrum ist als Riesenstern der zehnthellste mit dem tausendfachen Durchmesser unserer Sonne. Das virtuose und flirrende Ineinandergreifen des Horns und der Violine sowie die sphärisch aufwühlenden Klangfarben entführen uns in die unendliche Kraft und Spannungsfelder der Milchstrasse.
«In der Nähe von Baden-Baden auf den waldigen Höhen zwischen den Tannen» soll laut Dietrich seinem Freund Brahms das Thema des ersten Satzes aus dem Horn Trio in Es-Dur, Op. 40 in den Sinn gekommen sein. Immer wieder mietet Brahms sich im Vorort Lichtental, in der Nähe des Hauses von Clara Schumann, ein. So auch 1865, drei Monate, nachdem Brahms’ Mutter verstorben war. Die Mutter soll, neben seinem Klavier- und Cello- speziell sein Hornspiel geliebt haben – eine mögliche Erklärung für die Besetzung. Doch greift das Horn auch das Erleben der Natur auf, ein beliebtes und charakteristisches Sujet der Romantik. Das Aufeinandertreffen der Waldromantik mit dem Kummer um die verstorbene Mutter durchzieht auch klanglich das ganze Trio: mit der Wechselwirkung und Kontrastierung von Es-Dur als strahlende, weihevoll naturnahe Tonart und dem schwarzen, schwermütigen und düsteren es-Moll. Vor allem das Adagio wirkt als tief ergreifender Trauergesang; dagegen das verspielte, ausgelassene Scherzo als Erinnerung an die schönen Momente und das freudige Finale als heilende Zuversicht. Eine erste Durchspielprobe des Trios soll im Hause Schumanns stattgefunden haben. Die erste öffentliche Aufführung fand 1865 in Zürich im Grossen Saal des Kasinos statt.